Schon jetzt mehr als 7000 Schülerinnen und Schüler erreicht / Programm wird fortgesetzt bis Dezember

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hat heute in Wiesbaden Bilanz zum Zeitzeugenprojekt der Landesregierung anlässlich des Tags der deutschen Einheit gezogen. „Schon jetzt haben wir mehr als 7000 hessische Schülerinnen und Schüler mit dem Zeitzeugenprogramm erreicht. Das ist ein großer Erfolg“, sagte Bouffier. Die Zeitzeugengespräche in den Schulen gehören zu dem Rahmenprogramm „Grenzen überwinden“, das die Landesregierung im Vorfeld des Tags der Deutschen Einheit, der vom 2. bis 4. Oktober in Frankfurt gefeiert wird, angestoßen hatte.

Mehr als 35 Zeitzeugen bringen Schülern Geschichte näher

Seit dem Start des Programms konnten 69 Schultermine mit Zeitzeugen vermittelt werden. Die Gespräche werden bis zum Ende des Jahres fortgeführt und erreichen bis dahin knapp 10.000 Schülerinnen und Schüler. Mehr als 35 Zeitzeugen haben sich bereit erklärt, mit ihren Erinnerungen an die friedliche Revolution, den Mauerfall, die Staatssicherheit und die Unterdrückung in der SED-Diktatur jungen Menschen in Hessen dieses wichtige Kapitel deutscher Geschichte näher zu bringen. „Die jetzige Schülergeneration wurde geboren als die innerdeutsche Grenze bereits nicht mehr existierte. Für sie ist das Leben in Freiheit und ohne Grenzen eine Selbstverständlichkeit. Die deutsche Teilung und das Leben in der SED-Diktatur, aber auch die friedliche Revolution und der Mauerfall sind oft nur wenigen ein Begriff“, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier. Die Zeitzeugengespräche seien auch ein Signal an die Schülerinnen und Schüler, „Freiheit als nichts Gegebenes zu begreifen, sondern sich für Freiheit und Demokratie einzusetzen“.

Laut Bouffier seien die Gespräche ein „ideales Angebot, um Betroffenheit zu wecken, Empathie zu fördern, aber auch um einen Perspektivwechsel vorzunehmen“. Die Rückmeldungen aus den Schulen über den Einsatz der über 30 Zeitzeugen seien „durchweg überaus positiv“.

Greifbarer Zugang zur Zeitgeschichte

Zu den Zeitzeugen, die in Hessen mit ihren Erinnerungen an ihr Leben und Arbeiten in der ehemaligen DDR erinnern, gehört unter anderem Stephan Krawczyk. Er trat als Liedermacher in der DDR für die Kunst- und Meinungsfreiheit ein und wurde durch die Staatssicherheit verfolgt und inhaftiert. Oder der Pfarrer Matthias Storck, der noch als Student von einem befreundeten Theologen an die Staatssicherheit verraten, 14 Monate inhaftiert und von der Bundesregierung aus der Haft freigekauft wurde. Außerdem berichtet Berthold Dücker, der 1964 mit 16 Jahren über die Grenze von Thüringen nach Hessen floh und sich nach dem Mauerfall in der Mahn- und Gedenkstätte Point Alpha für die Erinnerung an die deutsche Teilung und ihre glückliche Überwindung einsetzt. Oder Hartmut Richter, der 1966 als 18-Jähriger durch den Teltow-Kanal in den Westen schwamm und danach in den siebziger Jahren auf der Transitstrecke 33 Menschen in seinem Kofferraum versteckt zur Flucht verhalf und dafür erneut zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde. 1980 wurde er freigekauft und kam in den Westen.

„Zeitzeugengespräche sind ein wertvoller Schlüssel für die Geschichts- und Demokratievermittlung. Sie können jungen Menschen einen greifbareren Zugang zur Zeitgeschichte eröffnen und mit eigenen Erfahrungen authentisch den kostbaren Wert der Freiheit aufzeigen“, sagte Bouffier. Deshalb sei das Zeitzeugenprogramm Teil der Aktivitäten der Hessischen Landesregierung, die unter dem Motto „Grenzen überwinden“ wichtige Meilensteine deutscher Geschichte bis hin zum 25. Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung im Oktober 2015 in Frankfurt feiern.

 

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