„Genau 95 Prozent der Bürgerinnen und Bürger fühlen sich in Hessen wohl; 92 Prozent der Hessinnen und Hessen halten ehrenamtliches Engagement für das Zusammenleben in unserem Land für wichtig oder sehr wichtig. Für unwichtig hält es niemand, und fast jeder zweite Erwachsene ist selbst ehrenamtlich aktiv“, so fassten der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und der stellvertretende Ministerpräsident Jörg-Uwe Hahn die Ergebnisse des 2. Zukunftsmonitor Hessen in Wiesbaden zusammen. Die Landesregierung hat die Studie heute veröffentlicht. Schwerpunkte sind Bürgerbeteiligung und ehrenamtliches Engagement. Insgesamt wurden rund 2000 über 18-jährige Bürgerinnen und Bürger vom 28. November 2013 bis 17. Dezember 2013 durch das Meinungsforschungsinstitut „dimap“ befragt. Alle Ergebnisse sind auf den Internetseiten des Landes kostenlos verfügbar. „Der zweite Zukunftsmonitor bestätigt, dass die positiven Ergebnisse der Vorgängerstudie mehr als nur Momentaufnahmen waren“, so Bouffier und Hahn.

„Ziel des Zukunftsmonitors ist es, den Hessinnen und Hessen die Gelegenheit zu geben, mitzureden. Die Studie hat sich als ein Instrument der Bürgerbeteiligung bewährt und wird in die praktische Politikgestaltung miteinfließen“, betonten Bouffier und Hahn. Aufgrund der hohen Anzahl von Befragten spiegele die Studie zuverlässig das Meinungsklima in der Gesamtbevölkerung wider. Anhand der Ergebnisse bei wiederholt abgefragten Zukunftsthemen lässt sich schlussfolgern, dass die positiven Einstellungen der Hessen zu ihrer Heimat stabil sind.

Als Schwerpunkt für den 2. Zukunftsmonitor wurde das Thema Bürgerbeteiligung hinzugefügt. „Wir wollten die Einstellungen der Hessinnen und Hessen besser kennenlernen und wissen, ob und wo sie sich ehrenamtlich engagieren. Dabei war uns wichtig zu erfahren, wie die Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement verbessert werden können“, sagte der Regierungschef. Die Landesregierung gestalte bereits seit 15 Jahren aktiv die Ehrenamtspolitik. „Mehr bürgerschaftliches Engagement führt insgesamt zu größerer gesellschaftlicher Zufriedenheit und Zusammenhalt“, betonte Bouffier. „Der Staat kann nicht alle Aufgaben übernehmen, aber er kann Brückenbauer für mehr Miteinander sein, indem er bestmögliche Voraussetzungen für bürgerschaftliches Engagement schafft und die Bedeutung des Ehrenamts würdigt“, erklärte der Ministerpräsident. Fast die Hälfte der Befragten stellt sich bereits freiwillig in den Dienst der Allgemeinheit und ist ehrenamtlich aktiv. „Die Ergebnisse zeigen, dass ein großes Potential für mehr ehrenamtliches Engagement in Hessen vorhanden ist“, so Bouffier.

„Die Menschen blicken mit viel Optimismus auf ihr Land“, führte der Regierungschef weiter aus. Insgesamt sehen 83 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für sich und ihre Familie eine positive Zukunftsperspektive. „Ein wichtiger Grund für die Zuversicht der Bürgerinnen und Bürger ist der hohe Lebensstandard in Hessen. Über zwei Drittel der befragten Frauen und Männer bewertet die eigene wirtschaftliche Lage als gut und jeder zehnte sieht diese sogar als sehr gut an. Diese positiven Einschätzungen sind auch der Wirtschaftsstärke und der guten Arbeitsmarktlage geschuldet“, ergänzte Staatsminister Hahn. Für die berufstätigen Hessen sind zwei Bereiche der Arbeitswelt von besonders großer Bedeutung: 92 Prozent halten Teamarbeit und Kollegialität für besonders wichtig und für 88 Prozent ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immanent.

Ehrenamt

Zwölf der insgesamt 20 Fragen beschäftigen sich mit dem Thema Ehrenamt. „Wir wollten dabei auch wissen, aus welchen Gründen sich die Hessen bürgerschaftlich engagieren und welche Hinderungsgründe sie sehen“, sagten Bouffier und Hahn. Wichtig sei dabei auch gewesen, zwischen den verschiedenen Altersgruppen zu unterscheiden. „Der demografische Wandel ist eine generationenübergreifende Aufgabe für uns alle. Das bürgerschaftliche Engagement der Menschen in unserem Land ist entscheidend, um sich dieser Herausforderung zu stellen“, erklärte der Regierungschef.

Insgesamt 42 Prozent der Befragten gaben an, ehrenamtlich in einem Verein oder einer anderen Organisation aktiv zu sein. Auffällig ist das vergleichsweise hohe Engagement der älteren Bürgerinnen und Bürger: Während in den Alterskategorien 35 bis 59 Jahre und 60 bis 74 Jahre jeweils 47 Prozent einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehen, sind es bei den 18 bis 24-Jährigen 23 Prozent und bei den 25 bis 34-Jährigen 33 Prozent. Bei der Frage nach einem möglichen künftigen Engagement erklärten 47 Prozent der Frauen und Männer, die zum Erhebungszeitraum nicht ehrenamtlich aktiv waren, dass sie sich vorstellen könnten, eine freiwillige Tätigkeit aufzunehmen. Gerade bei den jüngeren Altersgruppen lag die Bereitschaft, in der Zukunft bürgerschaftlich aktiv zu werden, sehr hoch: 58 Prozent der 18 bis 24-Jährigen und sogar 67 Prozent der 25 bis 34-Jährigen bejahten dies. „Dass bei den Jüngeren solch eine hohe Bereitschaft da ist, freut mich sehr. Es ist Aufgabe der Politik und der vielen Vereine und Initiativen in unserem Land noch mehr junge Menschen für das Ehrenamt zu begeistern“, betonte der Ministerpräsident.

Am häufigsten engagieren sich die Hessen im sozialen Bereich (33 Prozent), gefolgt von Sport (26 Prozent), Kultur und kirchlichem Engagement (jeweils 16 Prozent) sowie Rettungswesen (12 Prozent). Gefragt nach den Gründen für ehrenamtliches Engagement, werden altersübergreifend von über 90 Prozent der Befragten am häufigsten genannt: „die Freude an der ehrenamtlichen Arbeit“, „die Sinnhaftigkeit des Engagements“ und das Motiv „anderen Menschen zu helfen“. Für sieben von zehn Ehrenamtlern ist dabei die Anerkennung durch andere nicht besonders wichtig. Als Hinderungsgründe für eine freiwillige Tätigkeit empfinden demgegenüber 80 Prozent der Befragten fehlende Zeit wegen des Berufs oder der Ausbildung. „Fast 80 Prozent der Studienteilnehmer sind der Meinung, dass es hierzulande aber genug Möglichkeiten gibt, ehrenamtlich aktiv zu sein. Damit sind die Voraussetzungen denkbar gut“, so der Regierungschef. Mit der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ stehe allen Stiftungen, Vereinen oder Initiativen ein kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung: Um neue Ehrenamtler zu gewinnen, Ideen auszutauschen oder Akteure zu vernetzen.

Bei der Frage, in welchen Bereichen das Ehrenamt in Zukunft eine größere Rolle spielen sollte, wurden die Pflege und Betreuung älterer Menschen (88 Prozent), generationenübergreifende Projekte (88 Prozent) sowie Nachbarschaftshilfen und Stadtteilinitiativen (87 Prozent) am häufigsten genannt. „Es wird deutlich, dass die Bürgerinnen und Bürger den Herausforderungen, die mit dem demografischen Wandel einhergehen, einen hohen Stellenwert einräumen. Dem Ehrenamt kommt in unserer älter werdenden Gesellschaft für ein menschliches Miteinander eine Schlüsselrolle zu“, erklärte Bouffier. Auch der Feuer- und Katastrophenschutz (84 Prozent) sowie der Naturschutz (83 Prozent) wird von einer großen Mehrheit der Befragten als Bereich identifiziert, in dem Freiwillige sich künftig noch stärker engagieren könnten.

Für besonders erfolgversprechend halten 80 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer langfristiges ehrenamtliches Engagement, aber auch projektbezogener Einsatz wird von 79 Prozent als positiv bewertet. „Ehrenamt soll nicht als Verpflichtung empfunden werden, sondern eine Bereicherung für sich selbst und andere sein“, sagte Minister Hahn. „Projektbezogene Arbeit kann dabei als Einstieg in eine dauerhafte ehrenamtliche Tätigkeit dienen.“

Bei dem Thema freiwillige Arbeit und Schule waren acht von zehn Befragten der Auffassung, dass das ehrenamtliche Engagement von Schülern und entsprechende Förderung in den Schulen verstärkt berücksichtigt werden sollten. Die jüngeren Studienteilnehmer (18 bis 24 Jahre) votierten am deutlichsten dafür: 87 Prozent der Befragten wünschten sich eine solche stärkere Berücksichtigung.

54 Prozent der Befragten vertreten die Auffassung, dass Jugendliche, die sich ehrenamtlich stark engagieren, bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen bevorzugt werden sollten. In der Altersgruppe von 60 bis 74 Jahren ist mit 64 Prozent die höchste Zustimmung zu finden, während sich bei den 18 bis 24-Jährigen nur 34 Prozent eine solche Bevorzugung wünschen. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn danach gefragt wird, ob ehrenamtliches Engagement bei der Studienplatzvergabe und im Studium berücksichtigt werden sollte. Dies bejahen insgesamt 48 Prozent, bei den 18- bis 24-Jährigen sogar 68 Prozent. Ähnlich verhält es sich bei der Frage nach bevorzugter Einstellung im öffentlichen Dienst. Während dies lediglich 30 Prozent der Befragten insgesamt wünschen, findet sich bei den 18 bis 24-Jährigen dafür mit 52 Prozent eine knappe Mehrheit.

Bei der Frage, ob die Förderung des Ehrenamts in die Verfassung aufgenommen werden sollte, stimmten etwa vier von zehn Befragten dafür. In der Gruppe der 18 bis 24-jährigen unterstützte dies jeder zweite Studienteilnehmer. „An dieser Stelle zeigen die Ergebnisse auch, dass wir unsere Förderinstrumente und -vorhaben noch besser erklären müssen. Der Zukunftsmonitor ist auch Ansporn und Auftrag für die Landesregierung“, sagte Ministerpräsident Bouffier. Eine stärkere öffentliche Würdigung des Ehrenamtes wünschen sich 62 Prozent und 60 Prozent halten die Möglichkeit, Engagement-Punkte ansammeln zu können, die im Alter für Hilfe durch andere eingelöst werden können, für eine gute Maßnahme zur Ehrenamtsförderung.

Zukunft

„Dass sich nahezu alle Hessinnen und Hessen in ihrem Land wohlfühlen, hat der 2. Zukunftsmonitor auf eindrucksvolle Weise bestätigt. 95 Prozent haben zu Hessen ‚ja‘ gesagt“, unterstrich Volker Bouffier. Im Vergleich zum ersten Zukunftsmonitor blieb die Zufriedenheit relativ stabil (minus einen Prozentpunkt). Wichtigste Faktoren für die Lebensqualität sind für die Befragten die Bereiche Landschaft und Natur (92 Prozent), Familie und Heimat (87 Prozent), Verkehrsanbindung und zentrale Lage (84 Prozent) sowie Wirtschaftsstandort und Arbeitsplätze (83 Prozent). Dabei bewertete die jüngste Altersgruppe (18 bis 24 Jahre) die Wichtigkeit von Familie und Heimat mit 92 Prozent am höchsten. Bei der Frage nach einer positiven Zukunftsperspektive in Hessen gilt für das Antwortverhalten der Studienteilnehmer insgesamt: Je jünger sie sind, desto wohler fühlten sie sich. 95 Prozent der 18 bis 24-Jährigen bejahten dies, während die Quoten bei den 25 bis 34-Jährigen bei 93 Prozent, bei den 35 bis 59-Jährigen bei 82 Prozent und bei den 60 bis 74-Jährigen bei 77 Prozent gemessen wurden.

Wie auch im Zukunftsmonitor 2012 bleibt die Sicherstellung der Bildung nach Ansicht der Befragten die wichtigste Zukunftsaufgabe des Staates. Mit dem Zuwachs von einem Prozentpunkt liegt die Zustimmung nun sogar bei 98 Prozent. Auch die Förderung von Familie und Kindern steigt um drei Prozentpunkte an und landet mit 94 Prozent auf Rang zwei. Es folgen die Themen Sicherheit und Ordnung (93 Prozent) sowie Energieversorgung (92 Prozent). Auffällig ist hier, dass die Energieversorgung von den älteren Befragten mit deutlicherer Mehrheit als wichtig bewertet wird. Während in der Altersklasse 60 bis 74 Jahre 96 Prozent dies als wichtig erachteten, ergaben die weiteren Alterskategorien die Zustimmungswerte 91 Prozent (35 bis 59 und 25 bis 34 Jahre) sowie 83 Prozent (18 bis 24 Jahre).

Eine ähnliche Verteilung unter den verschiedenen Alterskategorien ergab sich bei der Frage, in welchen Bereichen Zukunftsinvestitionen verstärkt getätigt werden sollten. Zwar nannten die Befragten insgesamt mehrheitlich den Ausbau und Erhalt von Straßen und Infrastruktur mit 86 Prozent (Zukunftsmonitor Dezember 2012: 81 Prozent). Jedoch erachteten deutlich mehr ältere Teilnehmerinnen und Teilnehmer diese Investition in die Wohlstandssicherung als wichtig: 90 Prozent der 60 bis 74-Jährigen standen hier 75 Prozent der 18 bis 24-Jährigen gegenüber. Gefragt nach Ansiedlung von Forschung und Technologie sagten 83 Prozent (2012: 84 Prozent) der Bürgerinnen und Bürger solche Investitionen sollten verstärkt getätigt werden, gefolgt vom Ausbau regenerativer Energien (81 Prozent; 2012: 81 Prozent) und Ausbau schneller Internetverbindungen (58 Prozent; 2012: 57 Prozent).

„Die Studienteilnehmer erkennen, dass weitere Anstrengungen notwendig sind, um unseren Wohlstand zu erhalten: Sei es unsere Wirtschaftsstärke, das Thema Bildung oder die sich abzeichnenden Entwicklungen des demografischen Wandels“, sagten Ministerpräsident Bouffier und Staatsminister Hahn. „Unsere zweite Studie verdeutlicht aber auch, dass die Bürgerinnen und Bürger mit einer gesunden Portion Zuversicht nach vorne blicken und gemeinsam die Zukunft gestalten wollen“, so der Ministerpräsident und der Justizminister abschließend.

Alle Ergebnisse des 2. Zukunftsmonitor Hessen sind über die Internetseite der Landesregierung www.hessen.de abrufbar.


Downloads:

Zukunftsmonitor Hessen Grafiken (PDF / 257 KB)

Zukunftsmonitor Hessen Tabellen (PDF / 855 KB)

 

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