**Passauer Neue Presse: **So viel Angela Merkel wie auf dem Parteitag in Karlsruhe war lange nicht. Ist die Stimmung besser als die Lage?

**Volker Bouffier: **Die Stimmung des Parteitags war gut, die Partei steht hinter Angela Merkel. Das Wir-Gefühl ist wieder stärker geworden. Das war nach den Irritationen zuletzt auch dringend notwendig. Die CDU muss sensibel bleiben und die Stimmungen im Volk besser aufnehmen. Viele Menschen haben den Eindruck, die da oben wissen gar nicht mehr, was uns beschäftigt. Wir müssen unsere Konzepte für die Zukunft deutlich machen. Die Dissonanzen und die verbalen Auseinandersetzungen in der Partei und in der Berliner Koalition müssen endlich aufhören. Das verstehen die Menschen zu Recht nicht.

**Passauer Neue Presse: **Die Partei ringt um ein PID-Verbot. Soll damit das christlich-konservative Profil wieder geschärft werden?

**Volker Bouffier: **Hier geht es nicht um konservatives Profil, sondern um menschliches Leben, um Leben und Tod. Wir haben eine sehr gute und ernsthafte Debatte mit gegenseitigem Respekt geführt. Keine andere Partei stellt sich solch einem schwierigen Thema in solch einer Art und Weise. Ich bin generell dafür, dass wir bei der Diagnostik Grenzen ziehen. Der Schutz des Lebens ist absolut vorrangig. Aber in dieser Frage begeben sich Paare, die ein Kind wollen, in eine schwere Konfliktsituation. Hier sollte sich der Staat zurückhalten und die Betroffenen nicht mit Sanktionen belegen.

**Passauer Neue Presse: **In den Umfragen liegt die CDU nur noch knapp über 30 Prozent. Verlieren sie den Charakter einer Volkspartei?

**Volker Bouffier: **Die CDU hat nach wie vor die größten Chancen, Volkspartei zu bleiben. Wenn wir unsere Ziele und Konzepte künftig geschlossen vertreten, werden sie besser verstanden und wir bekommen wieder bessere Ergebnisse. Die CDU ist nach wie vor die stärkste Partei: Wir haben natürlich den Anspruch, weit über die 30 Prozent in der Wählergunst zu steigen. Dafür müssen wir unsere Position deutlicher und einstimmiger den Menschen näher bringen. Auch gilt: Unser Anspruch als Volkspartei kann nur erfüllt werden, wenn wir immer darauf achten, dass rechts von uns sich keine demokratische Partei entwickelt. Am rechten Rand sehe ich nichts Konstruktives.

**Passauer Neue Presse: **Sie sind in die Riege der Vize-Parteichefs aufgerückt. Übernehmen Sie künftig die Rolle des Alibi-Konservativen?

**Volker Bouffier: **Ich gelte ja schon als der letzte noch lebende Konservative. Von solchen Etiketten halte ich nichts. Ich werde mich nicht aufs Konservative verengen, sondern auch die liberalen und christlich-sozialen Wurzeln pflegen. Ich kam aber schon zu der Auffassung: Wir sollten aber auch stärker wieder Heimat, Vaterland und Leitkultur ins Zentrum unserer Arbeit stellen.

**Passauer Neue Presse: **Wie soll Zuwanderung künftig geregelt werden?

**Volker Bouffier: **Wir dürfen unter dem Stichwort Fachkräftemangel nicht die gleichen Fehler noch einmal machen wie in der Vergangenheit. Da kommen nicht nur Arbeitskräfte, sondern Menschen mit ihren Familien. Wir brauchen Menschen, die sich auf das Land einlassen. Die Fehler, die wir bei der Anwerbung von Gastarbeitern gemacht haben, dürfen uns nicht wieder passieren. Wir müssen an erster Stelle die Arbeitslosen hier qualifizieren, damit sie wieder Arbeit aufnehmen können. Allein mit Zuwanderung können wir kein Problem lösen.

Die Fragen stellte Andreas Herholz.

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