Verleihung der Wilhelm Leuschner-Medaille an Prof. Heinz Riesenhuber, Wolfram Dette, Jutta Ebeling, Dr. Christine Hohmann-Dennhardt und Dr. Abraham Bar Menachem

Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hat heute den früheren Bundesminister für Forschung und Technologie, Prof. Heinz Riesenhuber, den Wetzlarer Oberbürgermeister Wolfram Dette, die frühere Bürgermeisterin von Frankfurt, Jutta Ebeling, die Hessische Justizministerin und Ministerin für Wissenschaft und Kunst a.D., Dr. Christine Hohmann-Dennhardt, sowie den Gießener Ehrenbürger Dr. Abraham Bar Menachem mit der Wilhelm Leuschner-Medaille ausgezeichnet. „Es ist mir eine besondere Ehre und Freude, heute fünf Persönlichkeiten zu würdigen, die Vorbilder für eine lebendige Demokratie sind. Sie alle sind Beweis dafür, dass auch Einzelne viel bewegen können. Sie zeigen: Nur wenn jeder sich für Freiheit und Demokratie einsetzt, können wir alle in Frieden, Sicherheit und Wohlstand leben. Der Mut Einzelner kann einer ganzen Gesellschaft neue Hoffnung verleihen“, sagte der Ministerpräsident bei der Feierstunde im Wiesbadener Schloss Biebrich. Die Lebensleistungen der Geehrten stünden für Eigenschaften wie Mut, Tatkraft und den couragierten Einsatz für unsere Demokratie, so Bouffier weiter.

"Unsere grundlegenden Werte mit Mut und Kraft von Generation zu Generation weitertragen"

„Diese Auszeichnung und die Menschen, die sie tragen, erinnern uns daran, dass wir unsere grundlegenden Werte mit Mut und Kraft von Generation zu Generation weitertragen müssen. Nur dann können sie ihre Geltung behalten. Starke Bürger sichern eine starke Demokratie. Das  vorbildliche Engagement der fünf Persönlichkeiten soll in diesem Jahr mit der Wilhelm Leuschner-Medaille gewürdigt werden“, führte der Ministerpräsident aus.

Prof. Heinz Riesenhuber hat die Wilhelm Leuschner-Medaille nicht persönlich in Empfang genommen, da er sich am heutigen Tage zu einem offiziellen Empfang anlässlich seines 80. Geburtstages bei der Bundeskanzlerin und beim Bundespräsidenten in Berlin befand.

Für Abraham Bar Menachem nahmen seine beiden Enkelinnen die Auszeichnung im Biebricher Schloss entgegen.

Prof. Heinz Riesenhuber war von 1982 bis 1993 Bundesminister für Forschung und Technologie und fungiert heute als Alterspräsident im Deutschen Bundestag. „Politik war und ist seine Berufung. 54 Jahre in der CDU und fast 40 Jahre im Deutschen Bundestag – das sind die Zahlen die dafür sprechen, dass Politik als die wahre Berufung das Leben von Heinz Riesenhuber intensiv geprägt hat“, so Ministerpräsident Volker Bouffier.

Der am heutigen 1. Dezember vor 80 Jahren in Frankfurt am Main geborene Heinz Riesenhuber absolvierte nach dem Abitur ein Studium der Naturwissenschaften (Hauptfach Chemie) und der Volkswirtschaftslehre, das er 1961 als Diplom-Chemiker mit anschließender Promotion beendete.

Von 1966 bis 1982 war er für die Metallgesellschaft AG tätig, bis er von Bundeskanzler Helmut Kohl zum Minister für Forschung und Technologie in das Bundeskabinett berufen wurde. Der verheiratete Vater zweier Söhne und zweier Töchter ist seit 1976 ohne Unterbrechung Mitglied des Deutschen Bundestages und heutiger Alterspräsident.

„Der Mann mit der Querschleife ist ein echter Querdenker. Ein Mann mit messerscharfem Verstand, auf der einen Seite analytisch und sachorientiert, auf der anderen Seite begeisterungsfähig und kämpferisch für die Themen, die ihm am Herzen liegen. Riesenhuber ist bis heute ein Ausnahme-Politiker und ein herausragendes Vorbild, worauf es in der Politik ankommt: Gradlinigkeit, Rückgrat und Verlässlichkeit. Mit seiner Gestaltungsfreude und einem hohen Verantwortungsgefühl hat er sich über alle Parteigrenzen hinweg ein hohes Ansehen erworben“, sagte der hessische Regierungschef.

Jutta Ebeling war von 2006 bis 2012 Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main. „Sie waren und sind eine Politikerin mit Leib und Seele. Das Motto ‚Das Leben bestimmen, nicht bestimmt werden‘ passt gut zu Ihrer Lebenseinstellung. Sie haben in Ihrer politischen Karriere all die verschiedenen politischen Konstellationen in Frankfurt überstanden und in den unterschiedlichen Positionen und Bereichen viel mitbestimmt und mitgestaltet und tun dies bis heute“, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier in seiner Laudatio.

Jutta Ebeling studierte Gymnasiallehramt in Frankfurt und Tübingen und war bereits mehrere Jahre in ihrem Beruf tätig, bis sie 1989 als Mitglied der Grünen zur Dezernentin für Schule und Bildung in den Frankfurter Magistrat gewählt wurde. Nach ihrer Wiederwahl sechs Jahre später erhielt Ebeling bis zum Jahr 2000 zusätzlich das Referat für Multikulturelle Angelegenheiten. Nach der Kommunalwahl im Jahr 2001 übernahm sie dann das Dezernat für Bildung, Umwelt und Frauen. 2006 wurde Jutta Ebeling in der schwarz-grünen Koalition Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt und leitete das Dezernat für Bildung und Frauen. Seit 2013 leitet sie den Förderverein des Fritz-Bauer-Instituts in Frankfurt.

„Sie sind ein großes Vorbild – für Frauen wie für Männer. Sie sind ein Vorbild für den Erfolg von persönlicher Stärke und Durchsetzungskraft auf der einen Seite und Kompromissbereitschaft und einem Engagement aus Überzeugung auf der anderen Seite. Unsere Städte und Gemeinden und damit auch unser Land wären nicht funktionsfähig ohne Menschen wie sie, die unsere demokratische Grundordnung mit Leben füllen“, betonte der Ministerpräsident.

Wolfram Dette war von 1997 bis 2015 Oberbürgermeister der Stadt Wetzlar. „Sie haben maßgeblichen Anteil daran, dass Wetzlar heute hervorragend dasteht und erfolgreich und zukunftsfähig gestaltet ist“, sagte Ministerpräsident Bouffier.

Bereits in jungen Jahren engagierte sich der in Weimar geborene Dette als hessischer Landesschulsprecher und trat in seiner Referendarzeit in die FPD ein. Mit 29 Jahren und nach zwei juristischen Prädikats-Staatsexamen wurde er Wetzlarer Stadtkämmerer, sechs Jahre später zusätzlich Kulturdezernent. 1997 wählten ihn die Wetzlarer Bürgerinnen und Bürger zum Stadtoberhaupt und bestätigten ihn in den Jahren 2003 und 2009 im Amt. Im September 2014 kündigte Wolfram Dette seinen Rücktritt als Wetzlarer Oberbürgermeister zum November 2015 an.

„Wolfram Dette vereint Persönlichkeit, Kompetenz und Engagement in besonderer Weise. Das Wohl seiner Heimatstadt Wetzlar und der Menschen, die dort leben, bestimmte stets den Kompass seines politischen Handelns. Das macht ihn zu einem glaubwürdigen, kompromissbereiten und erfolgreichen Politiker, der bei den Bürgern wie auch den Kollegen – über alle Parteigrenzen hinweg – geschätzt wird“, so Volker Bouffier weiter. Zudem wirkte Dette über die Stadtgrenzen hinaus als Mitglied im Präsidium und im Finanzausschuss des Hessischen Städtetages sowie im Hessischen Integrationsbeirat oder in seiner Tätigkeit als Mitglied der Kommission zur Reform des hessischen Beamtenrechts.

Dr. Christine Hohmann-Dennhardt war in den Jahren 1991 bis 1995 Hessische Justizministerin und danach bis 1999 Staatsministerin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Ihre berufliche Karriere startete die promovierte Juristin 1984 als Direktorin des Sozialgerichts in Wiesbaden, bevor sie ab 1989 als Sozialdezernentin der Stadt Frankfurt tätig war. Anfang der 90er wechselte Christine Hohmann-Dennhardt in die Landespolitik und wurde unter dem damaligen Ministerpräsident Hans Eichel eine der jüngsten Ministerinnen.

1999 kehrte die in Leipzig geborene Sozialdemokratin als Richterin des Bundesverfassungsgerichts in die Justiz zurück. „In Ihrem zwölfjährigen Wirken als Bundesverfassungsrichterin haben Sie zahlreiche Entscheidungen getroffen, die unmittelbare Auswirkungen auf viele Menschen hatten. Besonders Ihr unermüdliches Eintreten für Bürgerrechte ist von hoher Bedeutung“, sagte Ministerpräsident Bouffier und führte weiter aus: „Ein weiteres besonderes Anliegen war für Sie die Gleichberechtigung von Frauen im Berufsleben. Auch hierzu haben Sie stets deutlich und öffentlich Ihre Meinung geäußert und Missstände benannt. Sie sind dabei aber auch stets selbst mit gutem Beispiel vorangegangen und sind so ein Vorbild, das vielen Frauen Mut macht, sich auf ihrem Weg durchzusetzen.“

Dr. Abraham Bar Menachem hat sich unermüdlich eingesetzt für die Verbundenheit zwischen seiner Geburtsstadt Gießen und der Stadt Netanya, die er als Oberbürgermeister mitgestaltet hat. Er hat einen wesentlichen Anteil daran, dass mit dieser Städtepartnerschaft eine der ersten israelisch-deutschen Partnerschaften entstehen konnte. Eine Freundschaft, die bis heute trägt“, sagte der Regierungschef.

Abraham Bar Menachem ist mit seinen 103 Jahren der älteste lebende Träger der Leuschner-Medaille. 1912 wurde er in Wieseck geboren und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend. Das Jurastudium absolvierte er in Gießen. Anfang 1934 flüchtete Abraham Bar Menachem aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Holland, 1938 emigrierte er schließlich nach Palästina, wo er schnell politische Verantwortung übernahm und am Aufbau des Landes mitgearbeitet hat.

„Abraham Bar Menachem hat unserem Land, das auch ihm und seiner Familie so viel Leid zugefügt hat, Vertrauen entgegengebracht. Mit diesem Vertrauen und seinem herausragenden persönlichen Einsatz für den Dialog hat er wesentlich dazu beigetragen, dass auch viele andere Menschen wieder Vertrauen fassen konnten. Abraham Bar Menachem ist ein Mensch, der Verantwortung übernimmt. Er ist ein Mensch, der Vertrauen und damit auch Hoffnung schafft. Er ist ein Mensch der Brücken baut – mögen die Gräben auch noch so unüberwindbar scheinen“, sagte der Ministerpräsident.

„Wenn wir heute am Verfassungstag herausragende Persönlichkeiten mit der Wilhelm Leuschner-Medaille ehren, dann ist das Appell an uns alle: Handeln wir gemeinsam für unsere demokratische Grundordnung. Leben wir gemeinsam die Werte, die den Menschen in unserem Land seit 70 Jahren ein Leben in Frieden, Freiheit und Wohlstand ermöglicht haben. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass unsere Verfassung auch in Zukunft Garant von Einheit und Freiheit bleibt“, so der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier abschließend.

Die höchste Auszeichnung des Landes Hessen wird seit 1965 vom Hessischen Ministerpräsidenten verliehen und traditionell am 1. Dezember, dem hessischen Verfassungstag, überreicht. Unter den Preisträgern befinden sich Persönlichkeiten wie Prof. Dr. Dr. Konrad Zuse (1987), Marcel Reich-Ranicki (1992) und Jutta Fleck (2007). Mit der Medaille wird der Einsatz für Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit von Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft gewürdigt.

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