Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hat mit Betroffenheit auf den Tod von Moritz Neumann, Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Hessen, reagiert: „Moritz Neumann hat sich jahrzehntelang für die christlich-jüdische Zusammenarbeit eingesetzt. Er war bis zuletzt ein gefragter Ratgeber und Gesprächspartner. Dass das Judentum heute wieder selbstverständlicher Teil unserer Kultur ist, liegt zu einem großen Teil an Menschen wie ihm, denen Deutschland immer Heimat war – auch nach dem Terror des Nationalsozialismus. Mit Moritz Neumann verliert Hessen einen engagierten Kämpfer für Verständigung, Aussöhnung und das friedliche Zusammenleben der Kulturen“, sagte der Ministerpräsident, der der Familie Neumanns sein tief empfundenes Beileid aussprach.

„Mit seiner ausgeprägten Urteilskraft, seiner Dialogfähigkeit und seinem großen Erfahrungsschatz wurde er zu einer moralischen Instanz weit über die jüdischen Gemeinden hinaus. Das öffentliche Wirken von Moritz Neumann ruhte auf zwei Säulen: Der Arbeit als Journalist und dem Einsatz für den jüdischen Glauben. Sein Engagement steht für den Neubeginn jüdischen Lebens in Hessen nach 1945. Das Leben von Moritz Neumann und sein publizistisches Wirken prägten ein neues, versöhntes Miteinander in unserer Gesellschaft. Auch nach dem Tod werden wir uns, in seinem Sinne, weiter für das jüdische Leben in Deutschland einsetzen“, erklärte Volker Bouffier.

Zur Person

Moritz Neumann wurde am 7. April 1948 in Fulda geboren. Seine Mutter war Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, der Vater kämpfte als Emigrant in der französischen Armee General de Gaulles gegen Nazi-Deutschland. Nach seiner Ausbildung zum Journalist arbeitete er in zahlreichen Zeitungsredaktionen Hessens. Er war Mitarbeiter bei Hörfunk und Fernsehen,  Moderator und Autor von Filmbeiträgen. Im Jahr 1985 wurde Neumann zum Geschäftsführer des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Hessen berufen und gehörte zur Verhandlungskommission zur Vorbereitung des ersten Staatsvertrages zwischen dem Land Hessen und dem Landesverband. 1991 fand Neumann seine eigentliche Lebensaufgabe, die des Vorsitzenden des Landesverbandes, welche er bis zuletzt ausübte.

Sein Lebenswerk wurde mehrfach gewürdigt und ausgezeichnet: Im Dezember 2006 wurde Moritz Neumann das Verdienstkreuz am Bande verliehen, am 1. Dezember 2011 erhielt er von Ministerpräsident Volker Bouffier die Wilhelm Leuschner-Medaille des Landes Hessen.

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