Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hat heute gemeinsam mit der Leiterin des Schwerpunktprojekts „Politisch-Historische Aufarbeitung der SED-Diktatur“, Jutta Fleck, eine Zwischenbilanz gezogen. Vor drei Jahren wurde das Projekt bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (HLZ) eingerichtet. „Wir haben mit diesem bundesweit einzigartigen Schwerpunktprojekt über 10.000 Menschen – überwiegend Jugendliche ¬– in den vergangenen drei Jahren erreicht“, erklärte der Ministerpräsident. „Die historische Auseinandersetzung mit dem SED-Unrechtsregime ist ein wichtiger Bestandteil der politischen Bildungsarbeit in unserem Land. Für Kinder und Jugendliche, die nach dem Mauerfall geboren wurden, dürfen ‚DDR‘ und ‚SED‘ keine abstrakten Abkürzungen sein. Durch Gespräche und Erzählungen der direkten Opfer der SED-Diktatur können gerade junge Menschen diesen Teil unserer Geschichte nachempfinden und besser verstehen“, sagte Bouffier.

Der Ministerpräsident dankte der Leiterin des Schwerpunktprojekts „Politisch-Historische Aufarbeitung der SED-Diktatur“, Jutta Fleck, für ihren Einsatz: „Frau Fleck gibt dem Projekt ein Gesicht. Sie ist aufgrund ihrer persönlichen Historie eine authentische Zeitzeugin, die sich als Freiheitskämpferin nicht den Grausamkeiten des DDR-Regimes beugte. Ich freue mich, dass wir auf ihren Sachverstand weiterhin vertrauen können“, so der Ministerpräsident. Jutta Fleck ist Trägerin der Wilhelm Leuschner-Medaille und wurde durch ihren friedlichen Widerstand zu einer Symbolfigur des Protests gegen das DDR-Regime.

Das von ihr geleitete Projekt ist auch Anlaufstelle für SED-Opfer, die heute in Hessen leben. So werden diese etwa bei Antragsverfahren zur Akteneinsicht in die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes unterstützt. Gleiches gilt für Hilfestellungen in Rehabilitierungsfragen oder bei Opferrenten für politische Häftlinge aus der ehemaligen DDR. „Wichtig ist auch der Hinweis, dass wir damit einen über die Parteigrenzen hinaus gefassten Landtagsbeschluss vom Frühjahr 2010 umsetzen, der die Verbesserung der SED-Opferberatung in Hessen zum Ziel hatte“, betonte Bouffier.

„Ein wesentlicher Grundpfeiler des Schwerpunktprojekts ist der Gang mit Zeitzeugen in unsere Schulen“, sagte der Ministerpräsident. Mit dem Ausstellungsprojekt „Checkpoint Q“ hat Jutta Fleck Ende 2010 eine völlig neue Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen. Hier werden Zeitzeugendokumentationen erstellt und für die Bildungsarbeit sowie die öffentliche Debatte anschaulich aufbereitet. Über 10.000 zumeist jugendliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden bei insgesamt 86 Veranstaltungen mit Zeitzeugen erreicht. Auch mit dem Nachbarland Thüringen seien sehr erfolgreiche Schüleraustauschprogramme zum Thema „Teilung und Einheit“ durchgeführt worden.

Bouffier wies auch auf die Kooperation der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung mit der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen hin. „Dieser Ort war als Stasi-Untersuchungshaftanstalt für viele Menschen mit Leid, Qual und Unterdrückung verbunden“, so der Ministerpräsident. Die HLZ fördert Fahrten zur Gedenkstätte und mit hessischen Schülerinnen und Schülern werden Projekttage mit den dortigen pädagogischen Mitarbeitern und mutigen Zeitzeugen vor Ort durchgeführt.

Das erfolgreiche Projekt werde weitergeführt führte Bouffier aus: „Im Haushalt haben wir diese Arbeit mit rund 200.000 Euro pro Jahr veranschlagt. Eine gute und wichtige Investition für praktische Bildungsarbeit, die alle Generationen einschließt und viele Menschen im Land erreicht“, so der Ministerpräsident abschließend.

Foto: S. Trapp (Hessische Staatskanzlei)

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