Als „eine Reise, die uns überwältigt hat“, bewertete Ministerpräsident Bouffier einen dreitägigen Besuch gemeinsam mit Integrations- und Europaminister Jörg-Uwe Hahn in der türkischen Provinz Bursa. Vieles sei vertraut, die Türkei sei aber auch ein Land, das „in mancherlei Hinsicht noch viele Fragen offen lässt“. Einen EU-Beitritt der Türkei lehnte Bouffier ab.

Bursa ist seit 2010 Partnerregion Hessens in der Türkei. Bouffier und Hahn führten Gespräche mit Gouverneur der Provinz, Sahabettin Harput, und weiteren Vertretern der türkischen Politik. Sahabettin Harput, sprach einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zufolge von einem „Wendepunkt in den gemeinsamen Beziehungen“. Weiter vereinbarten die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Uludag-Universität Bursa eine Kooperation, ebenso die die Industrie- und Handelskammern aus Frankfurt und der Stadt Bursa. Daneben besichtigten die hessischen Regierungsmitglieder ein Werk des Automobilherstellers Tofaş, der zusammen mit Opel ein Modell baut, sowie den Betrieb eines Kfz-Zulieferers, der mit einem Kasseler Unternehmen ein Joint Venture betreibt. Ferner standen der Besuch einer Schule und ein Treffen mit regionalen Wirtschaftsvertretern auf dem Programm, außerdem Gespräche aus den Themenbereichen Polizei, Kultur und Sport.

EU-Beitritt abgelehnt

Zum Abschluss der Reise bekräftigte Bouffier, dass er einen EU-Beitritt der Türkei weiter ablehne. Dies würde die Europäische Union gerade auch angesichts der Schuldenkrise überfordern. Mit ihren 80 Millionen Einwohnern würde die Türkei die EU etwa im Agrarmarkt oder bei der Frage der Niederlassungsfreiheit vor riesige Herausforderungen stellen, sagte Bouffier. „Da müssen die Voraussetzungen stimmen.“ Er bezeichnete die wohlhabende Provinz Bursa wirtschaftlich als „europäische Top-Region“, die aber nicht repräsentativ sei für das gesamte Land. Dies habe er in einem „offenen und konstruktiven Gespräch“ Bursas Gouverneur Sahabettin Harput gesagt, der sich für eine schnelle EU-Mitgliedschaft der Türkei ausgesprochen habe.

Die südlich von Istanbul am Marmarameer gelegene Provinz Bursa hat knapp drei Millionen Einwohner und gilt als zweitreichste der Türkei. Bei der Partnerschaft setzt Bouffier große Hoffnungen in den Ausbau der wirtschaftlichen Kontakte und Verbindungen auf Schul- und Hochschulebene. Die Erwartungen beim türkischen Partner seien groß, erklärte Bouffier. Hessen will die Partnerschaft mit Bursa mit einem eigenen Wirtschaftstag weiter ausbauen. Am 6. Juni wollen sich hessische Unternehmen in der Türkei präsentieren. Bouffiers Stellvertreter, Integrations- und Europaminister Hahn, bezeichnete die Partnerschaft als Erfolgsstory.

Mit Material von dpa

Foto: B. Kleeblatt (Hessische Staatskanzlei)

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