Deutschland und Rumänien sind seit vielen Jahren freundschaftlich miteinander verbunden. Seit mehr als zehn Jahren besteht die Partnerschaft zwischen Marburg und Hermannstadt. Auf seiner viertägigen Reise nach Rumänien hat der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier die Stadt in Siebenbürgen besucht. Teil der Delegation war auch Christopher Moss, der erste Vorsitzende des Freundeskreises Marburg – Hermannstadt.

„Rumänien ist auf dem richtigen Weg"

„Ich halte die Kooperation zwischen beiden Städten für sehr wichtig“, sagte der Ministerpräsident. „Der Austausch auf politischer und wirtschaftlicher, aber auch auf persönlicher Ebene trägt entscheidend dazu bei, Vorurteile abzubauen. Wir sind gekommen, um uns zu informieren und die Leistungen des Staates und seiner Bevölkerung anzuerkennen. Rumänien ist auf dem richtigen Weg, aber wir müssen dafür sorgen, dass das Land den Anschluss halten kann. Wenn man zu Hause keine Hoffnung hat, ist es klar, dass die Menschen weggehen“, sagte Volker Bouffier bei der Eröffnung des neuen Sitzes des „Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen“.

Auch hessische Unternehmen sind Mitglied in dieser Gemeinschaft, die die Beziehung zwischen Deutschland und Rumänien mit Leben füllt. Dabei ist die Rolle der deutschen Minderheit in Rumänien von außerordentlicher Bedeutung. „Sie versteht sich zu Recht als Brücke zwischen beiden Ländern und ist ein unermüdlicher Motor“, sagte der Ministerpräsident. Als einzigartig in Europa wertet Hessens Regierungschef die Tatsache, dass die Vertretung der deutschen Minderheit (DFDR) die Majorität im Stadtparlament hat und die Bürgermeisterin stellt, obwohl nur noch knapp zwei Prozent der Bevölkerung von Hermannstadt deutsche Wurzeln haben. „Wir haben uns darüber gefreut, dass alles, was mit Deutschland zu tun hat, die Menschen in Rumänien mit Vertrauen und Seriosität verbinden. Dabei haben auch das DFDR und deutsche Investoren mit ihren Arbeitskräften mitgeholfen.“ 

Boomregion braucht Fachkräfte

Hermannstadt ist eine Boomregion, die Arbeitslosigkeit tendiert gegen Null. Unternehmen suchen händeringend Mitarbeiter, weil gut ausgebildete Fachkräfte das Land verlassen. Auch deutschsprachige Lehrer zu finden, sei ein Problem, sagte Gerold Hermann, Rektor des renommierten Brukenthal-Gymnasiums. Bei 200  Euro netto liege das Einstiegsgehalt pro Monat. Bei seinem Besuch der Schule kündigte der hessische Regierungschef an, die Schüler mit Stipendien für Universitäten in Deutschland zu unterstützen. Er wünscht sich aber, dass die jungen Leute in ihre Heimat zurückkehren. „Sie sind die Zukunft dieses Landes. Machen Sie etwas daraus.“

Im schulischen Bereich will sich auch Christopher Moss stärker engagieren. Er ist  Ehrensenator der Lucian-Blaga-Universität in Hermannstadt, die besonders eng mit der Philipps-Universität Marburg zusammenarbeitet. „Wir möchten die Menschen zusammenbringen. Wir können auf der persönlichen Ebene viel erreichen. Ein wichtiges Ziel ist es, Vorbehalte zu bekämpfen. Was Rumänien in den letzten Jahren beispielsweise im Kampf gegen die Korruption erreicht hat, ist außerordentlich.“ Der Freundschaftsverein denkt laut Moss darüber nach, die Partnerschaft über die Stadtgrenzen von Marburg hinaus auszubauen. „Es ist eine Option, die Zusammenarbeit auf die Kreise auszudehnen. Vielleicht schaffen wir es auch, ein Projekt für Lehrer auf die Beine zu stellen, die in Rumänien unterrichten.“ Im kommenden Jahr ist eine Reise der Freundschaftsvereinsmitglieder nach Hermannstadt geplant. Eindrücke und Ideen dafür bringt Moss von der Delegationsreise des Ministerpräsidenten mit.

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