Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und sein Stellvertreter, der Minister der Justiz, für Integration und Europa, Jörg-Uwe Hahn, haben im Schloss Biebrich die Preisträger des Hessischen Integrationspreises 2012 geehrt. „Wir haben heute Menschen ausgezeichnet, die sich für ein freundliches Miteinander in unserem Land einsetzen. Sie alle eint die Überzeugung, dass uns viel mehr verbindet als unterscheidet“, betonte der Ministerpräsident. „Mit der Vergabe des Hessischen Integrationspreises will die Landesregierung ein nachhaltiges Zeichen zur Stärkung des Integrationsgedankens setzen“, sagte Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn. Im Mittelpunkt der Ausschreibung des mit 20.000 Euro dotierten Preises stand in diesem Jahr das Thema „Integration und Seniorenarbeit“.

 

Ministerpräsident Bouffier verwies auf die demografische Situation des Landes. Diese belege, dass sich der Altersaufbau der Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten grundlegend verändern und der Anteil älterer Menschen erheblich steigen werde. „Wenn nicht mehr wie früher Großfamilien gemeinsam unter einem Dach leben, dann bedarf es neuer Konzepte. Wir wollen keine Menschen zurücklassen“, sagte Bouffier. „Es gibt nicht die eine passende Lösung für alle Senioren in unserem Land, ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Wir brauchen einen ganzen Setzkasten an Ideen und Engagement“, so der Ministerpräsident. Dieser reiche von der Betreuung zu Hause, bis zu den Angeboten in den Pflegeeinrichtungen, der medizinischen Versorgung, die auf die religiösen und kulturellen Vorstellungen Rücksicht nehme, bis hin zur aktiven Freizeitgestaltung für Seniorinnen und Senioren. „Gerade weil der demografische Wandel uns vor große Herausforderungen stellt, freue ich mich sehr, dass unsere heutigen Preisträger konkrete Projekte anbieten“, sagte Bouffier.

Ministerpräsident Volker Bouffier und Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn gemeinsam mit den Preisträgern.

 

Besonders wichtig, so Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn, sei, ältere Menschen, deren Wurzeln in Ländern liegen, in denen man Vereine oder ähnliches Gemeinschaftsleben nicht kennt, mitzunehmen in das Leben der alteingesessenen Hessen. Hahn riet den Vereinen, den Freiwilligen Feuerwehren und den Hilfsorganisationen, auf Migranten zuzugehen, ihnen ehrenamtliche Arbeit zu erklären und um ihre Mitarbeit zu werben. „Gerade auch die älteren Menschen, die aus anderen Kulturkreisen stammen, wollen wir ansprechen und miteinbeziehen in das soziale Leben unserer Gemeinde, in unserer Stadt und im Stadtteil.“

 

Das Thema des diesjährigen Integrationspreises für „Integration und Seniorenarbeit“ korrespondiert mit dem „Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen 2012“ sowie mit der „Seniorenpolitischen Initiative Hessen“. „Mit der Preisvergabe möchte die Landesregierung Projekte und Maßnahmen fördern und eindringlich auf die Chancen eines vielfältigen solidarischen Miteinanders auch zwischen den Generationen hinweisen“, sagte Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn.

 

Die Jury hat nach intensiver Diskussion den Hessischen Integrationspreis auf vier Projekte aufgeteilt:

 

1. Mit 10.000 Euro Preisgeld wird das Projekt „Interkulturelle Gärten Marburg-Richtsberg“ prämiert.

 

Die interkulturellen Gärten in Marburg-Richtsberg werden seit 2009 von rund 30 Familien gestaltet. Jede „Gartenfamilie“ bewirtschaftet eine Parzelle nach ihrem kulturellen Hintergrund und individuellen Vorstellungen, der restliche Teil des Geländes wird gemeinschaftlich gepflegt. Viele Ältere Menschen, Zugewanderte sowie Einheimische sind an diesem Projekt beteiligt, investieren Zeit und Energie und nutzen die Gärten als Begegnungsraum über soziale, kulturelle und Altersgrenzen hinweg.

 

Ministerpräsident Bouffier betonte, dass die Jury hier ein herausragendes Beispiel dafür sah, dass „ein vielfältiges solidarisches Miteinander zwischen den Generationen und Ethnien kreativ und nachhaltig gelingen kann. Das zukunftsweisende Konzept ist von hohem bürgerschaftlichem Engagement gerade auch älterer Bürgerinnen und Bürger geprägt. Sie finden hier vielfältige Möglichkeiten der Betätigung, bekommen Anerkennung und genießen es, die eigenen Fähigkeiten und ihr Wissen an jüngere Generationen weiterzugeben.“

 

2. Ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro wird der Initiative „AMIQUS“, Wiesbaden und Fulda, zugesprochen.

 

Angeregt von einem Forschungsprojekt der Hochschulen RheinMain und Fulda haben sich seit 2009 in den Wiesbadener Stadtteilen Biebrich und Westend sowie in Fulda Aschenberg jeweils eine Gruppe älterer Bewohnerinnen und Bewohner mit Migrationshintergrund gebildet. Sie treffen sich seit dieser Zeit regelmäßig und bringen kreative Projekte auf den Weg, wie „leichte Gymnastik für Ältere“, „gemeinsam Kochen“, ein russischer Chor, das wöchentliche Seniorenfrühstück, muttersprachliche Gesundheitsberatung oder ein Malkurs für Senioren.

 

„Hier wurde auf aktivierende Teilnahme gesetzt. Es entstand ein weit verzweigtes Netzwerk der Selbsthilfe von älteren Menschen mit Migrationshintergrund, das sich nun in vielen unterschiedlichen Projekten widerspiegelt. Die Seniorinnen und Senioren sind überall eingebunden. Sie werden ehrenamtlich tätig und tauschen sich auch kulturübergreifend aus“, so Bouffier.

 

3a. 2.500 Euro Preisgeld erhält das Projekt „Kultursensible Altenhilfe“, Aarbergen.

 

Die Gemeinde Aarbergen verfolgt seit Mai 2011 das Ziel, ältere Menschen mit Migrationshintergrund stärker in die Seniorenarbeit einzubinden. In vielfältigen Projekten – gebündelt in einem Konzept mit dem Titel „Kultursensible Altenhilfe“ – werden die Menschen direkt angesprochen, um Barrieren zu überwinden und das Miteinander zu fördern (wie etwa in einem „Lerncafé“, bei regelmäßigen Frauenfrühstücken, Näh- und Kochkursen, Sprach- und Alphabetisierungsmaßnahmen, einem internationalen Kulturtag 55+ und weiteren Aktivitäten). Ausgebildete Integrationslotsen unterstützen die Maßnahmen.

 

„Die Jury hat sich für dieses Projekt entschieden, da es vorbildhaft und in besonderer Fülle aufzeigt, dass kultursensible Seniorenarbeit auch in kleineren Städten und Gemeinden durchgeführt werden und mit großem Erfolg gelingen kann“, begründet Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn. „Hoher Einsatzwillen und Kreativität der Verwaltungsebene in Verbindung mit exzellentem bürgerschaftlichem Engagement führen zu einem nachhaltigen generationen- und kulturübergreifenden Miteinander. Integrationsprobleme und der demografische Wandel werden vernetzt betrachtet und gemeinsam angegangen. Die hervorragende Annahme der Maßnahmen sowie die überaus positiven Rückmeldungen belegen Notwendigkeit und Präzision der begonnenen Initiative“, sagte Hahn.

 

**3b. 2.500 Euro Preisgeld erhält das Projekt „Die HanauBeweger – Soziale Stadterkundung“, Hanau.

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Das im Jahr 2011 gestartete Projekt möchte mit Stadterkundungen dazu beitragen, den älteren Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Hanau die vielfältigen sozialen Einrichtungen näher zu bringen. Wesentliches Ziel ist die Gewinnung von Multiplikatoren, die über die zahlreichen Angebote in Hanau informieren können. Darüber hinaus sollen Menschen begeistert werden, sich bürgerschaftlich in den unterschiedlichsten Organisationen einzubringen. Die Maßnahme soll kontinuierlich ausgeweitet werden.

 

„Die HanauBeweger wurden von der Jury ausgewählt, da älteren Menschen verschiedenster Herkunft eine niedrigschwellige, aber durchaus aktivierende Möglichkeit geboten wird, die vielfältigen sozialen Einrichtungen und Angebote der Stadt Hanau kennenzulernen. Hierbei werden Seniorinnen und Senioren nicht als Rand- oder Problemgruppe angesehen, sondern deren Fähigkeiten und Erfahrungen in den Vordergrund gestellt. Die daraus folgende Gewinnung von Multiplikatoren sichert dem Projekt eine hohe Reichweite und Nachhaltigkeit“, so Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn.

Fotos: E. Blatt (Hessische Staatskanzlei)

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