Ministerpräsident Volker Bouffier anlässlich des 40. Todestags des ehemaligen Wirtschaftsministers: „Ein leidenschaftlicher Demokrat, der unser Land geprägt hat.“

Am 11. Mai vor genau 40 Jahren starb der ehemalige hessische Wirtschaftsminister Heinz-Herbert Karry durch ein Attentat. Anlässlich seines Todestages am morgigen Dienstag würdigte der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier die Verdienste des Frankfurters für Hessen. „Heinz-Herbert Karry war ein leidenschaftlicher Demokrat und überzeugter Liberaler. Sein Bild einer freien Gesellschaft fußte auf einem starken Wertefundament, das durch seine schlimmen Erfahrungen im Nationalsozialismus geprägt war“, erklärte der Ministerpräsident. „Der unbedingte Wille, dass es Generationen nach ihm einmal besser gehen sollte, war sein Antrieb. Heinz-Herbert Karry gehörte zu der Nachkriegsgeneration, die unser Land aufgebaut und die Basis für unseren heutigen Wohlstand gelegt haben. Er hat Hessen geprägt, wir haben ihm viel zu verdanken“, ergänzte Bouffier.

„Freiheit und Demokratie brauchen unsere stetige Wachsamkeit“

An jenem 11. Mai 1981 wurde der damals 61-Jährige in den frühen Morgenstunden in seinem Haus in Frankfurt-Seckbach durch ein offenes Fenster erschossen. Die Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt. „Ich kann mich noch sehr gut an diesen traurigen Tag im Mai erinnern. Noch heute macht uns dieser grausame Mord fassungslos. Was geht in Menschen vor, die so etwas tun?“, erklärte Bouffier. „Freiheit und Demokratie brauchen unsere stetige Wachsamkeit. Auch das ist ein Vermächtnis von Heinz-Herbert Karry“, so der Regierungschef. „Gewalt darf kein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein, niemals – das lehrt uns die Ermordung Heinz-Herbert Karrys vor 40 Jahren. In einer Demokratie gibt es immer genug Wege, unterschiedliche Positionen zu vertreten und Konflikte friedlich zu lösen. Nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt es, sich die Verfügung über Leben und Gesundheit anderer Menschen anzumaßen“, sagte der heutige Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident Tarek Al-Wazir.

Der Ministerpräsident verwies auch auf Karrys Zeit im Nationalsozialismus. Sein Vater wurde von den Nazis ins Konzentrationslager deportiert. Der Frankfurter selbst wurde als so genannter „Halbjude“ verfolgt und zeitweise zu Zwangsarbeit verpflichtet. „Diese Erfahrungen waren es, die seinen Einsatz für die Demokratie in unserem Land angetrieben haben. Heute denken wir nicht nur an einen großen Hessen, sondern auch einen Verfechter für die Freiheit“, erklärte Bouffier.

Wirken von Heinz-Herbert Karry

Der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, der am morgigen Dienstag an einer Kranzniederlegung am Grab von Heinz-Herbert Karry teilnehmen wird, unterstrich die Verdienste des ehemaligen Wirtschaftsministers für sein Land. „Hessen ist einer der bedeutendsten Exportstandorte in Deutschland. Den Grundstein für wichtige Verkehrsachsen in unserem Land legte Heinz-Herbert Karry. Als Wirtschaftsminister profitierte er von seinem Wissen als Unternehmer. Sein Wirken zeigt sich noch heute in vielen Bereichen. Wir denken heute an einen sehr erfolgreichen Politiker und besonderen Menschen. Er war einzigartig und ein echtes Aushängeschild für unser Land“, erklärte der Staatsminister.

Im Jahr 1945, also kurz nach dem Krieg, arbeitete Karry als selbstständiger Kaufmann und Vermögensverwalter in Frankfurt. Danach zog es ihn in den internationalen Handel. In den fünfziger und sechziger Jahren war Karry der erfolgreichste Schuhimporteur in der Bundesrepublik Deutschland. Ab 1970 bis zu seinem Tod war der gebürtige Frankfurter Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident in Hessen.

Quelle: Staatskanzlei

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