Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und die Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, haben im Rahmen der Akademischen Feier zur Gründung der Hochschule Geisenheim dem Präsidenten Prof. Dr. Hans Reiner Schultz die Gründungsurkunde überreicht. Die „Hochschule Geisenheim University“ – so der offizielle Name – ist am 1. Januar 2013 durch die Zusammenführung der 1872 gegründeten Forschungsanstalt Geisenheim und des Fachbereichs Geisenheim der Hochschule RheinMain entstanden, die seit den 1980er Jahren intensiv kooperierten. „Hessen gründet damit erstmals seit Jahrzehnten nicht nur eine neue, sondern eine Hochschule neuen Typs in staatlicher Trägerschaft. Das zeigt, dass das Land bereit und in der Lage ist, auf Herausforderungen in der Wissenschaftslandschaft eine angemessene Antwort zu finden“, hob Ministerpräsident Bouffier hervor.

„Durch die Schaffung einer selbständigen Hochschule wird nicht zuletzt auch die nationale und internationale Wahrnehmung erhöht“, sagte Ministerin Kühne-Hörmann: „National halte ich das für besonders bedeutsam, um die Position gegenüber neuen und teils aus der Retorte geschaffenen Studienangeboten im Wettbewerb deutlich zu machen. International verspreche ich mir davon weiter verbesserte Kooperationsmöglichkeiten.“

Das bundesweit einzigartige Konzept integriert erstmals die praxisorientierten, berufsqualifizierenden Elemente der klassischen Fachhochschulausbildung und die forschungsbasierten und für den wissenschaftlichen Nachwuchs bedeutsamen Elemente der universitären Ausbildung im Master- und Promotionsbereich. In den Berufsfeldern des Weinbaus und der Weinwirtschaft, der Landschaftsarchitektur, des Gartenbaus und der Getränketechnologie können an der neuen Hochschule Geisenheim in Zukunft sämtliche Ausbildungsmöglichkeiten durchlaufen werden – vom Einstieg in die praktische Berufsausbildung in momentan sieben Fachrichtungen über ein Hochschulstudium mit gegenwärtig fünf Bachelor- und sechs Masterstudiengängen bis hin zur Promotion.

Die Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, und Ministerpräsident Volker Bouffier gemeinsam mit dem Präsidenten der Hochschule, Prof. Dr. Hans Reiner.

Flexible Gestaltung berufsbegleitender Studiengänge

„Durch die Modernisierung der Forschungsstruktur und die organisatorische Zuordnung von Wissenschaftlern und technisch-administrativen Mitarbeitern zu sechs neu definierten Forschungszentren will die Hochschule noch stärkere Synergieeffekte schaffen und die bereits aktiv gelebte interdisziplinäre Forschung in Geisenheim weiter verbessern“, sagte Präsident Prof. Schultz: „Sukzessive sollen unter anderem auch neue Lehr- und Lernmethoden in Geisenheim einfließen, darunter zum Beispiel die flexible Gestaltung berufsbegleitender Studiengänge. Aber auch die Einführung von Elementen des eLearnings soll zunehmend von Bedeutung sein.“

Auch die Internationalisierung der Hochschule Geisenheim soll intensiv vorangetrieben werden. Bereits heute bestehen Kooperationen mit Lehr- und Forschungsinstitutionen in 38 Ländern der Erde. In Zukunft soll vor allem auf die Förderung und Vermittlung von Auslandsaufenthalten Geisenheimer Studenten besonderes Augenmerk gerichtet werden.

Dass der neuen Hochschule künftig besondere Bedeutung zukommen wird, lässt sich auch aus der Verleihung des Promotionsrechts ableiten, das anfangs in Kooperation mit einer Partneruniversität wie der Justus-Liebig-Universität Gießen ausgeübt wird. Der Wissenschaftsrat hatte in seinem Gutachten über das Gründungskonzept der Hochschule Geisenheim erklärt, es biete „gute Voraussetzungen zur erfolgreichen Entwicklung dieser Hochschule“. In der Stellungnahme des Gremiums, das die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Hochschulen, der Wissenschaft und Forschung berät, heißt es weiter: „Die Gründung der Hochschule Geisenheim ist ein Beispiel für die Erprobung neuer Hochschultypen und -formate, die weder dem Regelfall der Fachhochschule noch dem der Universität entsprechen, und folgt damit den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Differenzierung der Hochschulen.“ Die Forschungsanstalt Geisenheim und der Fachbereich Geisenheim der Hochschule RheinMain pflegten seit den 1980er Jahren eine intensive Kooperation. Daher werde die Zusammenführung von Forschung und Lehre am Standort Geisenheim als sinnvolle Institutionalisierung einer seit Langem gelebten Praxis bewertet.

Fotos: U. Dettmar

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